E - E      Evgenij Kozlov      Berlin
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Veranstaltungen im Atelier Evgenij Kozlov


11. November 2001

19.00 - 23.00 Uhr

"Five Towers"

An evening with
"New Composers"
(Novye Kompository, St. Petersburg)

feat. Sergey Gasanov (Bahadur) on sitar/flute

Video "Traumzeit" by Lehmi de Fries
Films by Boris Kazakov, Stas Melnikov, psiTV

Hannelore Fobo und Evgenij Kozlov im Atelier "E-E
Hannelore Fobo und Evgenij Kozlov im Atelier "E-E"
foto: brains (Libera/Mülller)

Die Deutschlandtournee der "New Composers"

Mi., 31. X. Berlin - Kaffee Burger, Torstr. 60
Sa., 03. XI. Leipzig - Absturz, Karl Liebknecht Str. 36
So., 04. XI. Dresden - riesa - efau, Adlergasse
Sa., 10. XI. Greifswald - tba
So., 11. XI. Berlin - Russkoee Polee, Chausseestr. 35
Mo., 12.XI. Gießen - Domizil, Braugasse
Di., 13. XI. Hamburg - CVJM, An der Alster 40




Novye Kompository (New Composers) im Werk Evgenj Kozlovs

Plattencover Fotografien Grafiken Gemälde
"Insect Culture"
Pop Mekhanika, Liverpool 1987
Valerij Alakhov 1986
Festival der "Neuen Künstler"
Novye-e Kompository
72 x 47 cm, 1986
Portrait Igor Verichev
49 x 63 cm, 1987

Mit den "New Composers“ präsentiert der Künstler Evgenij Kozlov in seinem Atelier "Russkoee Polee“ Ambient-Musik der Sonderklasse: nachdem der Altmeister der Petersburger Club-Szene Valerij Alakhov (New Composers) seine letzte CD mit Brian Eno einspielte, hat er sich im neuen Jahrtausend für eine exquisite Partnerschaft mit dem Sitarspieler Sergej Gasanov (Bahadur) entschieden.Unterstützt durch die klassisch inspirierten Tastenklänge Igor Vorotnikovs erzeugt das Duo genau die richtigen Vibrationen für den relaxten Ausklang eines dunklen Novembersonntages. Die in die Zeiten des Leningrader Undergound reichende Freundschaft Kozlovs mit Alakhov sorgt für den entspannten Grundton, und die offene Atmosphäre des "Russkoee Polee“ tut ein übriges. Und wie immer wird nicht nur den Ohren, sondern auch den Augen einiges geboten: neue Videos aus Berlin (Lehmi de Fries) und St. Petersburg (Kazakov, PsiTV).



THE NEW COMPOSERS - NOVYE KOMPOSITORY, St.Petersburg: Die Biographie - erzählt von Christoph Karsten, Sept. 2001

Die Leningrader 80er Jahre


Ende der 70er begannen die beiden jungen Freunde Valera Alakhov und Igor Veritchev als DJs aufzutreten: in ihrer Schule in Leningrad. Waehrend ihre Schulkameraden wie eigentlich alle jungen Leute damals mehr auf Heavy Rock standen, bevorzugten Valera und Igor Tanzmusik der beschwingten Sorte, etwa im Stil von Donna Summer. Nach Beendigung der Schulzeit fand Igor einen Job als Toningenieur am Theater. Und da das Theater ueber ein eigenes Tonstudio verfuegte, ergab sich fuer die beiden die erste Gelegenheit, ihre eigene Musik zu machen. Sie begannen, Musik, Sprache und Klaenge der sovietischen Massenkultur zu kombinieren: Radio, Propaganda-Filme und Fernsehen waren ihre Quellen. Dies war eine neue Art, Musik zu machen in der Sovietunion, und Timur Novikov, einer der beruehmtesten lebenden Maler Russlands und bis heute eine der fuehrenden Koepfe des Underground und der Avantgarde in St.Petersburg nannte ihr Projekt "Novye Kompository" -"New Composers", und diesen Namen nutzen sie bis heute.

1987 veröffentlichten Sergey Kuryokhin und seine Band "Popular Mechanics" ihr Album "Insect Culture", an dem V.Alakhov mitwirkte.
Und etwa zu dieser Zeit schickten Igor und Valera, ungeachtet der zynischen Kommentare ihrer Freunde, einen Brief und einige Tapes an Brian Eno - der daraufhin nach Leningrad kam. Eno war der erste zeitgenoessische Musiker aus dem Westen, der die Sovietunion besuchte und dieser Besuch hatte erheblichen Einfluss auf das Selbstverstaendnis der Moskauer und Leningrader Underground-Zirkel und ihre Entwicklung in den folgenden Jahren. Und dieser Besuch half auch bei der Herstellung von wichtigen Verbindungen beiderseits des Eisernen Vorhangs. Im folgenden Jahr 1988 eroeffneten die New Composers mit einigen Freunden einen Science Fiction-Klub fuer Kinder am Leningrader Planetarium. Sie schufen Musik fuer Lesungen von Science Fiction-Literatur (etwa zu Ehren des Kosmonauten und Soviet-Superhelden Juri Gagarin). Diese neue Musik wurde kombiniert mit visuellen und Lichteffekten. 1989 besuchte der Science Fiction- Klub Holland und schliesslich fanden sich die New Composers in England wieder, wo sie 7 Monate blieben. In Liverpool nahmen sie die Single "Sputnik" auf, die sich rasch zu einem Club-Hit in England entwickelte.

Die 90er Jahre

       Im Januar 91 organisierten die New Composers mit einigen Freunden den ersten"offiziellen" Rave in der Sovietunion. Natuerlich wieder im Planetarium. Bereits zuvor war die St.Petersburger Rave-Szene in einem besetzten Haus an der Fontanka in Erscheinung getreten mit dem "Tanz-Pol 145". Zu dieser Zeit nahm die politische und gesellschaftliche Entwicklug der SU einen chaotischen Verlauf: die SU kollabierte, der Rubel verfiel in einer Hyper-Inflation und die Macht fiel in die Haende von Gangstern, die die Stadt quasi aus ihren westlichen Luxuslimousinen regierten. In diesen schwierigen Zeiten veroeffentlichten die New Composers 2 Vinyl-Scheiben in Holland, "Tanz Tanzevat" und "White Island" und ebenfalls ihre ambient-techno-house CD "Sputnik", die ihre Produktion der Jahre 1990 -1994 enthielt. 1995 realisierten die New Composers in Holland eine Co-produktion mit der in Rotterdam beheimateten Gruppe "Boom Generation" namens "Magnitola" (new age/ambient). Spaeter in jenem Jahr folgte noch das Tape "Spectrum" (europaeischer techno-house), nun aber wieder in St.Petersburg.1996 dann die CD "Astra", eine Kollektion von Sounds, Samples,Strukturen und Sprache, eine Reflektion von 30 Jahren russischer Populaer-Kultur und ein interessanter Beleg russischen Selbstverstaendnisses. Gleichzeitig ein Zeugnis fuer das weltweite Phaenomen "ambient" wie seine spezifisch russische Variante. Sami Hyrskylahti (Helsinki/St.Petersburg)


Das letzte Drittel des Jahrzehnts liess sich eher ruhig an für die New Composers. 3 frische Titel in 98, wiederum bei Sauna Rec./Helsinki auf "Sauna Connections" (D-Vertrieb: Rough Trade), und eine erste Kooperation Valera Alakhovs mit Pete Namlook, unter dem Titel "Planetarium", erst auf MC erschienen, mittlerweile leicht modifiziert seit Sept.99 auch als CD (fax-rec./Ffm.).
In 98, anläßlich eines längeren Aufenthaltes von Brian Eno in St.Petersburg, weitere gemeinsame Arbeiten Eno/Alakhov, die tlw. eingeflossen sind in das "Smart"-Projekt der New Composers (CD fax-rec., 99).
Weiter zu nennen: Die Beteiligung der New Composers an einem Theater-Projekt der international bekannten St.Petersburger Theater- und Modeformation "LEM" für das Avignon-Festival 98, bisher nicht auf Tonträger erschienen, sowie einige große Shows in St.Petersburg und Helsinki, gemeinsam mit "Deadushki", "2012" und anderen ("Forces of Light", CD/MC, Fono Rec., St.P´bg.).
In 99 ebenfalls einige "Pilot-Konzerte" Alakhovs in Deutschland, tlw. gemeinsam mit Pav-Love, u.a. in Köln, Berlin und Hamburg anläßlich der Veröffentlichung des "ElektRus/ future musika from spb"-Samplers (Indigo/what´s so funny about...), sowie erneute Kooperationen mit Pete Namlook/Ffm. und Andreas Roll/Hmb..


...und im neuen Jahrtausend

Im April/Mai 2000 die erste "richtige" Tour der "New Composers" hierzulande mit Konzerten in diversen Städten, u.a. Ffm., München, Köln, Leipzig, Dresden und Berlin. "Urvater" Valera Alakhov und Igor Vorotnikov an den Keyboards, DJane Nadeshda, Pav-Love und Stas Melnikov mit exquisiten Objekten der jungen St.Petersburger Designer-Generation verwandelten 1.Klubadressen hierzulande in Plätze von ganz eigenem Zauber auf ihrer "ElektRus"-Tour.2001 führte die "New Composers" in die USA und nach Israel, in den USA passender Weise u.a. mit einem Konzert im Pittsburger "Andy Warhol Museum".

Als Komponist ging Alakhov eine Partnerschaft mit Sergei Gasanov vom Duo "Bachadur" ein, die sich in der CD "Indigo" (Fono-Rec., spb.) manifestierte, auf der Alakhovs feines elektronisches Händchen das brilliante Sitar-Spiel Gasanovs ebenso dezent wie gekonnt zur Geltung brachte. Das "Indigo"-Programm wird eines der Herzstücke sein auf dem neuerlichen Deutschland-Besuch der "New Composers". Gasanov und Alakhov werden darüberhinaus die Fortentwicklung dieser unorthodoxen Partnerschaft vorstellen. Als Dritter im Bunde wird Igor Vorotnikov an den Tasten dem Ganzen einen semi-klassischen Touch verpassen, der die Zuhörer in ein wunderschönes Traumland zu entführen verspricht. Sollte uns das alles zuviel an relaxtem Schönklang sein: Alakhov hat auf sicher seine (musikalische) Axt dabei und wird uns bei Bedarf mit seinem schier unendlichen Soundfundus als DJ zu später Stunde sanft, aber bestimmt aus dem Land der Träume auf seinen ganz speziellen Dancefloor hinüber gleiten lassen. Bringt also nicht nur Räucherstäbchen mit, sondern auch die blue suede shoes! Einem Abend vom Feinsten steht eigentlich nichts im Wege.

Christoph Karsten, Sept. 2001


       

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