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(E-E) EVGENIJ KOZLOV "Die Sammlung 2x3m"Kuratorin: Hannelore FoboText und Dokumentation: Hannelore Fobo, April 2019 |
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Der Beginn der „Sammlung 2x3m“ 1989 bezog (E-E) Evgenij Kozlov sein Atelier „Das Russische Feld“ im legendären Künstlerhaus an der Fontanka 145 im Herzen Leningrads, das sich rasch zu einem Treffpunkt für in- und ausländische Künstler, Museumskuratoren, Galeristen und Journalisten etablierte. So führte der österreichische Aktionskünstler Wolfgang Flatz dort im Frühjahr 1990 gemeinsam mit Kozlov eine Kunstaktion durch, die vom ZDF für die Sendung „Aspekte“ aufgezeichnet wurde. mehr >>
Im selben Haus öffneten 1990 Alexei Haas und seine Mitstreiter Russlands ersten Technoclub „Tanzpol“ als privaten Club mehr >>.
Für ihre Rave-Partys im „Tanzpol“ und an anderen Orten der Stadt stellten Künstler der „Fontanka 145“, aber auch die „Schule der Ingenieure der Kunst“ und „Neoakademisten“ ihre Bilder zur Verfügung. Die Kunstszene und die Musikszene der Stadt blieben bis in die 1990er Jahre hinein eng miteinander verbunden.
Für die „Sammlung 2x3m“ lud Kozlov die Künstler einzeln ins „Russische Feld“ ein und stellte ihnen Leinwand im Format von zwei mal drei Metern und Farbe zur Verfügung. Als ich ihn im Mai 1990 kennenlernte, war Elena Bogdanova (Nika) sein Gast und dabei, ihr Bild „Sonnenfleck“ fertigzustellen. Es war das fünfte der „Sammlung 2x3m“, nach Oleg Kotelnikovs und Ivan Sotnikovs Bildern sowie den beiden von Vladislav Mamyshev-Monroe. Übrigens waren Kotelnikovs und Sotnikovs Gemälde Hochformate, also „3x2m“ groß. Für den Namen der Sammlung spielt Hoch- oder Querformat keine Rolle, wenn auch die Querformate überwiegen – ein solches ist auch Ivan Sotnikovs zweites Gemälde in der Sammlung „3x2m“, „Das Lächeln der Mona Lisa“.
Die materielle Seite war jedoch nur die notwendige Voraussetzung für solch ein außerordentliches Vorhaben. Kozlov war in der Leningrader Kunstszene verwurzelt, genoss ihr Vertrauen und hatte sich als Künstler Ansehen erworben. Bewusst traf er die Entscheidung, einen Teil seiner Zeit nicht seiner eigenen Kunst zu widmen, sondern seinen Gästen: in langen Gespräch über ihre Kunst und darüber, wie sie ihre Vorstellungen im großen Format künstlerisch umsetzen wollten. Bei Entstehung der „Sammlung 2x3m“ treffen somit drei Faktoren aufeinander: der Mikrokosmos der Leningrader Kunstszene, das Charisma eines ihrer Protagonisten, der für die russische Kunst eine grandiose Vision hatte, und die Spätphase der Perestroika, in der die alten Einschränkungen der sowjetischen Zeit keine Geltung mehr hatten und die neuen der kapitalistischen noch nicht wirksam waren. Es waren fantastische Jahre des Übergangs: Künstlerische Initiativen entfalteten sich ungehindert in leerstehenden Häusern, die nicht sofort vermarktet wurden. Diese Konstellation ist unwiederholbar. Damit geht einher, dass die Petersburger Kunstszene heute fragmentiert ist. Anders als in den achtziger und neunziger Jahren gibt es nicht die großen Persönlichkeiten in Musik und Kunst wie Kuryokhin, Tsoy, Novikov, Guryanov, Yufit, Mamyshev-Monroe, Haas oder Kozlov selbst, die sich gegenseitig unterstützten und anderen jenes Gefühl der unbeschränkten, nach allen Richtungen offenen Handlungsmöglichkeiten vermittelten, das zu gemeinsamen, spektakulären Vorhaben beflügelt. Doch nicht nur die Zeiten haben sich geändert. Viele dieser Künstler und Musiker sind früh aus dem Leben geschieden – von den acht eben genannten alle bis auf Haas und Kozlov.
Sechs dieser acht sind oder waren in der „Sammlung 2x3m“ vertreten; „waren“ deshalb, weil die Sammlung auch einige Verluste zu beklagen hat. Hauptsächlich ereigneten sie sich in der Zeit, als Kozlov nach Berlin zog und die Sammlung vorübergehend an verschiedenen Orten in Sankt Petersburg untergebracht war. Dies betrifft beispielsweise die beiden Werke von Mamyshev-Monroe – die größten, die Mamyshev je gemalt hat. Andere Werke, wie die von Guryanov und Haas, wurden zwar für die Sammlung gemalt, gingen aber nicht tatsächlich in sie ein. Somit hat die „Sammlung 2x3m“ ihre eigene Biographie: mit jedem einzelnen der Werke ist eine Geschichte verbunden. Glücklicherweise überwiegt die Anzahl der erhaltenen Bilder.
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Veröffentlicht am 24. April 2019 Zuletzt geändert am 29. Dezember 2019 |
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